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Das billige Öl wird teuer für uns

30 April 2020, 16:16

Konsum





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Quelle Image: https://www.t-online.de/auto/technik/id_86309988/benzin-und-diesel-im-kosten-check-hier-tanken-sie-am-billigsten.html

 

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anch einer jubelt derzeit über die Niedrigpreise beim Öl - und hofft auf billiges Heizen und Tanken. Für den Moment mag das schön sein, aber die Folgen sind gefährlich.

 

 

Erdöl ist für viele Menschen der Inbegriff für Umweltschmutzung und Raubtierkapitalismus. Manch einer bejubelt nun den Preiscrash von Montagnacht. Da mussten in den USA Ölproduzenten zeitweise 40 Dollar pro Barrel (159 Liter) dafür bezahlen, dass Kunden ihnen ihr "schwarzes Gold" im Mai abnehmen. Das hat es noch nie gegeben in der Geschichte dieses Marktes, nicht einmal in den dunkelsten Tagen der Weltwirtschaftskrise von 1929.

"Der Ölpreis ist genau da, wo Fossile auch bleiben sollte, ganz tief unten!", schreibt ein Twitter-User. Andere kündigen an, nun Benzin hamstern zu gehen oder an der Tankstelle Gratis-Sprit zu verlangen. Doch aus dem kostenlosen Sprit wird nichts. Im Gegenteil: Das billige Erdöl wird auch uns teuer zu stehen kommen.

"Wenn das mit den Ölpreisen so weiter geht", witzelte der CSU-Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz am Montagabend, "bekomme ich morgen Geld, wenn ich tanke?"

Ganz und gar nicht. Ein Liter Diesel kostete am Dienstagmorgen laut dem Verbraucherportal mehr-tanken.de im Bundesdurchschnitt immer noch 1,086 Euro. Das sind nur etwa zehn Cent weniger als am 8. März - dem Tag, bevor der Einbruch an den internationalen Rohölmärkten begann. Der Liter Heizöl hat sich seither im Mittel nicht einmal um drei Cent verbilligt - sofern man gerade überhaupt etwas geliefert bekommt.





  • Denn erstens hat die akute Rohölschwemme in den USA wenig Einfluss auf die Preise für Kraft- und Brennstoffe in Europa.

  • Zweitens erhebt der Staat nach wie vor Mineralöl- und Umsatzsteuer; die Abgaben belaufen sich bei einem Liter Super10 auf etwa 84 Cent.

  • Drittens haben viele Tankstellen ihre Margen pro Liter erhöht, weil sie im Lockdown weniger Benzin und Diesel verkaufen, ihre Kosten aber kaum sinken

  • Viertens ist der Run der Deutschen auf das vermeintlich billige Heizöl gerade so groß, dass viele Anbieter mit den Lieferungen kaum hinterher kommen – und die enorme Nachfrage nutzen, um ein bisschen mehr zu verdienen.

 

Unzählige Familien leben von dieser Industrie

Man muss die Öl- und Gasindustrie nicht mögen. Aber sie setzt unzählige Familien in Lohn und Brot. Allein in den USA sind mehr als zehn Millionen Menschen in diesen Industrien beschäftigt. Ob nun "nur" Zehntausende, Hunderttausende oder sogar Millionen ihre Arbeit verlieren? Ungewiss. Sicher ist: Die Schwachen wird es zuerst treffen, zum Beispiel Zeit- und Leiharbeiter.

In Schwellen- und Entwicklungsländern könnte der wochenlange Preisverfall noch viel desaströsere Folgen haben. Wie soll Nigeria - das bislang mehr als 80 Prozent seiner Exporteinnahmen mit Erdöl erwirtschaftete - seine 200 Millionen Einwohner ernähren? Geht das von Mangelwirtschaft geplagte Venezuela nun endgültig bankrott, und bricht dann ein Umsturz aus? Was wird aus dem vom Bürgerkrieg zerrütteten Libyen?

Wie verhalten sich die radikalen Kräfte in Iran, einem Land, das durch den Beinahekrieg mit den USA, die Sanktionen und die Corona-Epidemie in Bedrängnis geraten ist? Wie stabil bleibt Saudi-Arabien, wenn die Herrscherfamilie keine Petromilliarden mehr über das Volk regnen lassen kann? Und was macht Russland? Für einen ausgeglichenen Haushalt würde Wladimir Putins Rohstoffstaat einen Ölpreis von 51 Dollar je Fass brauchen – etwa doppelt so viel, wie die europäische Standardsorte Brent derzeit kostet.

Zu hoffen ist, dass Putin nicht durch außenpolitische Manöver versucht, von einer Wirtschaftsmisere abzulenken. Sicher ist, dass Deutschlands Autoindustrie künftig weniger 8er-BMW und Mercedes-S-Klassen an Scheichs und Oligarchen bringt.

 

Zu viel Geld, zu viel Öl

Wenn Erdöl der viel zitierte Schmierstoff der Weltwirtschaft ist, dann ist diese nun komplett ins Knirschen geraten. Manche Leit- und Kreditzinsen sind schon lange negativ – und nun auch der Preis des meistgehandelten Rohstoffs der Erde. Denn von beidem ist zu viel da: zu viel Geld, zu viel Öl. Wie soll das auf Dauer gut gehen?

Ganz übel könnte es am Kapitalmarkt für US-Unternehmensanleihen werden. Dort haben sich, auch wegen des niedrigen allgemeinen Zinsniveaus, viele Anleger in den vergangenen Jahren mit hochverzinsten Schuldverschreibungen von Ölfirmen eingedeckt. Sollten diese Fracking-Firmen nun reihenweise zahlungsunfähig werden, könnte das den nächsten Crash auslösen – und Banken, Fonds oder andere Gläubiger destabilisieren.





Kristallklares Wasser in Venedigs Kanälen, Delfine im Hafen von Cagliari und ein blauer, kerosinstreifenfreier Himmel über uns: Der Ausnahmezustand hat auch schöne Seiten. Je weniger Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge umherkurven, je weniger ölbasierte Kraftstoffe sie in ihren Motoren und Turbinen verheizen, desto sauberer sind Luft und Wasser. Aber die Lockdowns werden früher oder später enden. Und je billiger das Öl dann in der Wirtschaftskrise ist, desto weniger Anreiz gibt es für Politiker, Unternehmer und uns Verbraucher, sich von den Verbrennern zu verabschieden – und auf Elektro- oder andere nachhaltigere Antriebe umzusteigen.

Passieren muss aber genau das, gerade jetzt. Dieser Crash beweist, wie gefährlich unser aller Abhängigkeit vom Erdöl ist.

 

 

 


Quelle:Spiegel


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