Ein Interview von Alex Gernandt
einestages: Herr Kramer, als Toningenieur haben Sie von 1967 und bis zu seinem Tod 1970 an allen Hendrix-Alben mitgearbeitet. Wer war Jimi Hendrix für Sie?
Eddie Kramer: Ein Genie. Für mich war es ein Privileg, dieselbe Luft zu atmen wie er. Über die Jahre habe ich im Studio mit Größen wie Led Zeppelin, den Beatles, den Stones, Santana, Joe Cocker, KISS und David Bowie gearbeitet - aber Jimi ist eine Klasse für sich.
einestages: Was war das Geheimnis seines Erfolgs?
Kramer: Seine Vielseitigkeit und Neugier. Jimi wohnte eine Zeit lang in New York, im berühmten Dakota House am Central Park, in dem später auch John Lennon und Yoko Ono lebten. Ich staunte, dass sich im Apartment neben Blues-Scheiben auch Platten von Händel, Bach und Beethoven stapelten.
einestages: Wie lernten Sie sich kennen?
Kramer: Ich war ein junger Toningenieur in den Olympic Studios in London. Im Januar 1967 rief mich die Rezeptionistin an, hier sei ein Typ mit beeindruckendem Afro, der Songs aufnehmen wolle. Damals hatte Jimi bereits mit "Hey Joe" und "The Wind Cries Mary" für Furore gesorgt. Ich sehe ihn noch in einem hellen Regenmantel vor mir sitzen, es war ein extrem kalter Wintertag. Dann kam sein Equipment, die Verstärker bauten wir gemeinsam auf. Als er seine Gitarre einstöpselte und loslegte, stockte mir der Atem, es war, als zuckte ein Stromschlag durch meinen Körper.
einestages: Produzent war damals Chas Chandler, noch kurz zuvor Bassist bei The Animals.
Kramer: Ja, er hatte ihn in Greenwich Village im "Café Wha?" gesehen und war begeistert. Damals nannte sich Jimi als Künstler noch Jimmy James. Seine Gruppe The Blue Flames war die Hausband des Cafés. Chandler holte Jimi im Herbst 1966 nach London, damals die Musikmetropole. Er ließ ihn bei sich wohnen und bat ihn, unter seinem eigenen Namen Jimi Hendrix aufzutreten. Dann brachte er ihn mit Drummer Mitch Mitchell und Basser Noel Redding zusammen - die drei wurden zur Jimi Hendrix Experience. Anfangs spielten sie nur Coverversionen, doch Chas ermutigte Jimi, eigene Stücke zu schreiben. Im Studio haben wir viel experimentiert, Chandler sagte: "Es gibt eine Regel: Keine Regeln!" Und das hat Jimis Sound letztendlich ausgemacht, er hat damit die Welt verändert.
einestages: Sänger Eric Burdon, Chandlers Bandkollege bei The Animals, erinnerte sich im Interview mit SPIEGEL ONLINE, wie er Jimi erstmals spielen hörte. Es hat ihn weggeblasen.
Kramer: So wie jeden, der ihn erlebte. Jimi hat die größten Könner, etwa Jeff Beck, Jimmy Page oder Carlos Santana, eingeschüchtert. Als er als Gaststar mit Eric Clapton und Cream auf der Bühne stand, musste sich Clapton erst mal hinsetzen - und meinte: "Ich glaube, ich kann nicht Gitarre spielen."
einestages: Legendär war auch Hendrix' Auftritt 1967 im Londoner Saville Theatre.
Kramer: Beatles-Manager Brian Epstein betrieb das Theater. Das Konzert der Experience fand kurz vor Veröffentlichung des "Sergeant Pepper"-Albums statt. Paul McCartney und George Harrison saßen im Publikum. Jimi hatte sich für sie einen besonderen Gag ausgedacht - und spielte überraschend das Stück "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band", das eigentlich noch keiner kennen konnte.
einestages: Woher kannte er es?
Kramer: Jimi hatte kurz vorm Auftritt ein Vorabtape mit dem Song bekommen und studierte es mit seiner Band backstage blitzschnell ein. Dann eröffneten sie das Konzert mit "Sgt. Pepper". McCartney und Harrison fiel die Kinnlade runter, sie trauten ihren Ohren kaum. George Harrison meinte zu McCartney: "Ich glaube, wir müssen noch mal zurück ins Studio. Hörst du diesen irren Gitarrensound?"
einestages: In den USA hatte Hendrix zuvor als Mietmusiker bei Curtis Knight, Little Richard und den Isley Brothers gespielt. War sein Gitarrensound damals schon so außergewöhnlich?
Kramer: Nein, denn er durfte den Künstlern nicht die Show stehlen. Er hatte damit zunächst kein Problem, aber immer wenn er auf der Bühne zu viel Gas gab, wurde er von den Stars zurückgepfiffen. Das hat ihn irgendwann frustriert und war der Grund, es solo zu versuchen.
einestages: 1969 wurden Sie beauftragt, die Liveaufnahmen beim Woodstock-Festival zu machen, wo auch Hendrix auftrat.
Kramer: Ich war dort mit meinem Achtspur-Tonbandgerät. Drei unvergessliche Tage voller Rock'n'Roll und Drogen. Woodstock wurde Jimis Sternstunde! Seine abgespacete Version des "Star Spangled Banner" haute alle um. Jimi hat sich kaum politisch geäußert - aber diese unglaubliche Version der US-Nationalhymne war sein Aufschrei gegen den sinnlosen Vietnamkrieg.
einestages: Wie lief die Zusammenarbeit mit Hendrix im Studio?
Kramer: Wir hatten großen Spaß, Jimi war ein spielerischer, entspannter Typ, manchmal etwas verrückt, er machte gern seine Späße. Aber bei den Aufnahmen war er stets ehrgeizig und diszipliniert. Und was viele wundern wird: Er hielt sich für einen der schlechtesten Sänger der Welt!
einestages: Welche Rolle spielten Drogen?
Kramer: Na ja, damals in den Sechzigern waren alle drauf, ist ja kein Geheimnis. Aber im Studio nahm Jimi kaum Drogen, höchstens mal Gras. Er war ein Perfektionist, er wollte gute Musik abliefern - und dazu brauchte er einen klaren Kopf.
einestages: Oft wurde Hendrix als introvertiert beschrieben. Trifft das zu?
Kramer: Ja und nein. Jimi schwebte sicher oft in anderen Sphären, aber er liebte es, eine Entourage um sich zu haben. Eines Abends spielte er einen Gig im Liveclub The Scene in Manhattan, danach zog er nachts um zwei mit 20 Freundinnen und Freunden weiter ins Studio. Dort wurde weitergejammt. Jimi konnte nicht genug bekommen. Er liebte es, für Leute zu spielen. Das war sein Leben.
einestages: War die Entourage auch bei den Aufnahmen im Studio dabei?
Kramer: Anfangs ja. Jimi mochte Partyatmosphäre bei der Arbeit. Aber irgendwann war Produzent Chandler total genervt und ließ alle rauswerfen. Als sie immer wiederkamen, warf er das Handtuch und beendete von heute auf morgen die Zusammenarbeit mit Hendrix. Das war direkt nach dem "Electric Ladyland"-Album.
einestages: Apropos "Electric Ladyland". Das Plattencover zieren 19 splitternackte Models. Hendrix' Idee?
Kramer: Im Gegenteil! Jimi war entsetzt, als er den Entwurf zu Gesicht bekam. Er fand das würdelos, es entsprach in keinster Weise seiner Vision von Kunst. Die Plattenfirma wollte dadurch Aufmerksamkeit generieren - als ob das bei Jimi Hendrix nötig gewesen wäre (schüttelt den Kopf). Er setzte dann eine zweite Version des Albumcovers durch, mit seinem Konterfei vorn drauf.
einestages: Dennoch - Hendrix liebte die Frauen und die Frauen ihn!
Kramer: Frauen fielen regelrecht über ihn her und ihm hat's gefallen. Jimi war sehr charmant, kein Chauvinist, sondern ein Gentleman, der Damen in den Mantel half. Er ließ sich lieber verführen, als selbst die Initiative zu ergreifen. Es war wie in seinem berühmten Song: "Foxy lady, I won't do you no harm."
einestages: So zurückhaltend er auch war - es scheint, er wusste sich doch zu verkaufen?
Kramer: Er hatte einen ausgeprägten Sinn fürs Geschäft. Merchandise war ihm wichtig, es gab T-Shirts mit seinem Konterfei, Gürtelschnallen und Ähnliches. Heute wäre Hendrix ein Musikmogul wie Jay-Z mit eigenem Musik- und Modelabel und einer Filmfirma. Aber viel cooler (lacht).
einestages: Immerhin war er der erste Musiker mit eigenem Aufnahmestudio. Ihre Idee?
Kramer: Ja. Ursprünglich wollte er einen Club kaufen, damit er auftreten konnte, wann er Lust hatte. Ich sagte: "Deine Studiokosten liegen bei 300.000 Dollar im Jahr, das ist Wahnsinn. Lass uns lieber ein eigenes Studio bauen, das beste der Welt." Er war begeistert, und so entstanden für eine Million Dollar die Electric Lady Studios in New York. Jimi war damals der höchstbezahlte Musiker der Welt.
einestages: Die Eröffnung fand Ende August 1970 statt, nur drei Wochen später starb Jimi Hendrix.
Kramer: Tragisch. Er konnte die Studios selbst kaum nutzen. Das letzte Stück, das wir dort aufnahmen, hieß "Power of Soul" und war vorgesehen für das kommende Album "Cry of Love". Jimi und ich haben den Song noch gemeinsam abgemischt. Er ist nun auf dem neuen Album "Both Sides of the Sky" zu hören.
einestages: Als Hendrix am 18. September 1970 starb, standen die Rolling Stones in der Kölner Sporthalle auf der Bühne und widmeten die Show ihrem Freund Jimi.
Kramer: Eine schöne Geste, das wusste ich gar nicht. Sie standen sich auch wirklich nah. Für mich war das ein rabenschwarzer Tag. Ich war in New York, als ich ins Electric Lady Studio kam, waren alle schockiert. Aber Jimi lebte nach dem Motto: "The show must go on". Und nach zwei Monaten Trauer konnte ich das beherzigen.
einestages: Zusammen mit Hendrix' Schwester Janie pflegen Sie sein Andenken und veröffentlichen fortwährend bisher unbekannte Aufnahmen.
Kramer: Auf der neuen Platte "Both Sides of the Sky" gibt es Jimis letzte unveröffentlichte Stücke aus den Jahren 1968 bis 1970, darunter Studioaufnahmen mit der Band of Gypsys, Drummer Buddy Miles und Bassist Billy Cox, die so noch niemand gehört hat, etwa "Lover Man", "Woodstock" und "20 Dollar Fine" mit Stephen Stills, "Things I Used to Do" mit Johnny Winter oder "Mannish Boy" von Muddy Waters. Damit sind nun alle Studioaufnahmen, die Hendrix in seinem Leben je gemacht hat, veröffentlicht.
einestages: Hendrix war berühmt für seine Bühneneskapaden. Stimmt es, dass er irgendwann auf der Bühne nicht mehr den wilden Mann markieren, sondern sich auf die Musik konzentrieren wollte?
Kramer: Ja. Jimi wollte bei seinen späten Shows nicht mehr wie der Leibhaftige abgehen, er war dessen überdrüssig geworden. Aber sein Manager Mike Jeffery war dagegen. Doch Jimi ließ sich nicht beirren und trennte sich von Jeffery. Deshalb bat er mich, Produzent Chas Chandler wieder ins Boot zu holen. Er wollte neue Wege gehen. Eine Woche später war Jimi tot.
Quelle:spiegel
Virtuelles Mining auf Ihrem Smartphone ohne Hardware
Google Cloud gab bekannt, dass es ein Solana-Validator wird, und enthüllte gleichzeitig andere Produkte und Dienste, die es für das Blockchain-Netzwerk integriert.
Nur in der absoluten Ruhephase ist unser Gehirn dazu in der Lage beschädigte DNA wieder herzustellen. Im Schlaf entfernt unser Gehirn also nicht nur Abfallprodukte sondern repariert sich von selbst.
Könnte es sein das wir durch unsere Art zu leben andere Arten gefährden? In Kalifornien entsteht der bisher größte städtische Wildwechsel Übergang.
„Wir verwenden kreative Taktiken, die wir gelernt haben, als wir im digitalen Zeitalter aufgewachsen sind, von sozialen Medien bis hin zu Online-Scab-Kampagnen“, sagte Joshi. Insbesondere TikTok hat sich für Organisationen wie Joshi's und einzelne Erstell
Vor seinem Tod hat der 29-Jährige einen Tweet verfasst, laut dem ihn der CIA zu Tode foltern werde.
Zentralbanken und Regierungen haben lange Zeit das Potenzial der Distributed-Ledger-Technologie und ihrem prominentesten Anwendungsfall, der digitalen Währungen, vernachlässigt. Das wäre vermutlich auch so geblieben, wenn nicht Facebook die Einführung ein
Das Spanische Unternehmen Ecoalf ist ein Pionieren in sachen nachhaltiger Mode. Aus recycelten oder Bio-Materialien entwirft das Spanische Label Mode für den Alltag für Damen, Herren und Kinder. Alles entsteht mit großer Rücksicht auf den Planeten. Das Zi
Ist es möglich nachts Strom zu erzeugen? Ja, es ist möglich! Ein Forscher aus den USA hat genau das möglich gemacht, denn mit Hilfe eines Thermoelektrischen Generators ist es ihm gelungen einen Protypen zu entwickeln der Nachts Strom erzeugt.
Seit jeher wird geforscht, getüffelt und Entdeckt. Auch wenn es um alternative Rohstoffe geht um den Planeten Erde zu entlasten. Einige der bisher entdeckten neuen, alternativen Rohstoffe zeigen wir euch in diesem Artikel.
Die Welt anders verbinden – Diese Führungskraft bei Nokia glaubt, dass das Metaversum Smartphones bald übertreffen wird. Was sind die unabdingbaren Bedingungen für eine solche (R)Evolution und die damit verbundenen Probleme, die zu erwarten sind?
Ein Votrag von Ernst Wolff auf dem WEFF in Davos. Der Vortag deckt hierbei folgende Fragen ab: In welcher Lage befinden wir uns? Welche Bedrohungen kommen auf uns zu? Was können wir tun, um uns aus dem aktuellen Zustand der Hilflosigkeit zu befreie
Beim rumstöbern im Netz bin ich auf folgenden Satz gestoßen: Plastikverpackung führt zu Fettleibigkeit! Das hat mich neugierig gemacht, also habe ich mich im Netz auf die Suche begeben. Da ich selber viele Jahre Übergewichtig war und kurz vorher ers
Der wichtigste Wirtschaftssektor hält zwar das Land über Wasser, schafft aber gesellschaftliche Ungleichheiten. Kubas gebeutelter Tourismus steht vor dem Umbruch
Deutschland kennt viele herausragende Volkswirtschafts- und Finanzexperten. Allen gemein ist, dass sie nicht nur die Finanzpolitik der Bundesregierung scharf kritisieren, sondern auch, dass sie zumindest offiziell keinen oder nur wenig politischen Einflus
Metaversum – Was nach Material für einen Science-Fiction-Roman klingt, ist das neue Buzzword in der Tech-Szene. Aber was genau soll man sich unter dem Begriff "Metaversum" vorstellen? Eigentlich ist der Begriff recht selbsterklärend: "meta" steht für jens
DNA-Computer werden die Computer der nächsten Generation sein, die aus den Bausteinen von Genen bestehen. Aufgrund ihrer Geschwindigkeit, Miniaturisierung und ihres Datenspeicherungspotenzials werden DNA-Computer als Ersatz für siliziumbasierte Computer a
In den Niederlanden sind die Landwirte nach der Ankündigung der Regierung eines Plans zur Reduzierung der Stickstoffemissionen empört und demonstrieren weiterhin im ganzen Land.
Vergessen Sie die Gesichtserkennung! Forscher auf der ganzen Welt haben neue Wege und Technologien gefunden, um Sie zu überwachen. Laser, die Ihren Herzschlag oder ihren individuellen Mikroorganismus erfassen, werden längst entwickelt.
Wir alle kennen das Gefühl uns hin und wieder Niedergeschlagen oder trauig zu fühlen. Wenn diese Geühle allerdings über längeren Zeitraum anhalten, spricht man von einer Depression oder einer depressiven Verstimmung.
Der Stadtrat hat ein 1,2-Milliarden-Dollar-Hilfspaket zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit gewährt, bis 2025 soll es in LA Tausende Betten in Mini-Siedlungen geben, derzeit sind es insgesamt 1500. Wenn jedes davon von mehreren Leuten genutzt wird, niemand s
m die Herstellungskosten von Waren zu senken, suchen Unternehmen nach Strategien, um sicherzustellen, dass die Preise ihrer Produkte niedrig genug sind. In diesem Bestreben lagern Unternehmen, die in entwickelten Ländern ansässig sind, nicht nur die Produ
Mit dem Aufkommen des Bitcoins im Jahre 2008 sollte digital, schnell und weltweit ohne Banken oder Girokonten gezahlt werden können. Doch die Technik alleine ist noch kein Garant für den Erfolg eines Zahlungssystems.
Jetzt möchte das Unternehmen Geld verdienen und das soll nicht nur mit Werbung passieren.
Seit 2015 forscht und lehrt er am Institut für Soziale Ökologie an der Universität für Bodenkultur in Wien. Er ist Mitherausgeber eines Sachstandberichts des Climate Change Center Austria, der die gesellschaftlichen Strukturen für ein klimafreundlicheres
Partnerschaften mit pharmazeutischen Labors Nähere Details nennt die Ankündigung nicht, wir haben jedoch bereits gesehen, wie KI im medizinischen Bereich eingesetzt wird, beispielsweise als AlphaFold von DeepMind die Struktur von Proteinen vorhersagen ko